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Aufwachsen in der Mediengesellschaft

Wie können Elternhaus und Schule zusammenarbeiten, um Kindern ein gesundes Aufwachsen in der digitalen Mediengesellschaft zu ermöglichen und die Entwicklung sozialer und kognitiver Fähigkeiten zu fördern? Um Eltern, die vielleicht schon mit dem Internet, aber noch nicht mit Smartphones aufgewachsen sind, bei dieser Herausforderung zu unterstützen, haben sich vier Mütter und die Schulsozialarbeiterin der St. Raphael-Schulen als Elternmedienmentoren ausbilden lassen. Als erste Aktion luden sie Dr. phil. Ulrich Wehrmann am 10. Oktober 2019 zu einem Impulsvortrag für die Eltern der Unterstufe ein.

Dr. Ulrich Wehrmann schlug bei seinem Vortrag einen weiten Bogen, um die Eltern da abzuholen, wo sie stehen: Beim eigenen Umgang mit modernen Medien, persönlichen Daten und familiären Kommunikationsstrukturen.

Mit großer Sachkenntnis zeigte er auf, wie die Euphorie aus der Anfangszeit des Internet einer großen Skepsis gewichen ist, weil staatliche Programme wie das Social Credit System in China oder kommerzielle Dienstanbieter wie z.B. Google oder Payback gezielt Daten sammeln und auswerten und damit auch gesellschaftliche Veränderungen bewirken (siehe Beeinflussung der amerikanischen Präsidentschaftswahl durch von Cambridge Analytica aufbereitete Facebook Daten).

Können wir als digital immigrants den digital natives überhaupt noch etwas zum Thema Smartphone beibringen?

Ja! Die Kinder und Jugendlichen brauchen uns in zweierlei Hinsicht:

Erstens verfügen wir als Erwachsene über ein sicher nicht fehlerfreies aber doch umfassenderes Bild der Welt und einen gereiften Wertekompass. Vor dem Hintergrund dieses Weltwissens ist es wichtig, sich selbst immer wieder über neue Entwicklungen zu informieren, um den Kindern als kompetente, aber auch an deren Sichtweise interessierte Gesprächspartner in Bezug auf ihre Smartphone-Nutzung zu begegnen. Dabei betonte der Referent mit Jesper Jul die Bedeutung eines gleichwertigen Austauschs, der aber nicht zwangsläufig die gleichen Rechte beinhaltet.

Zweitens sei es wichtig einen klar begrenzten Rahmen zur Mediennutzung vorzugeben. Wie sollen Kinder den smarten Verlockungen widerstehen, wenn ganze Wirtschaftszweige ihre Verkaufsstrategien auf diese Zielgruppe ausrichten? Als Vorbilder müssen wir das eigene Mediennutzungsverhalten kritisch hinterfragen und die Verantwortung und das Elternrecht auf Erziehung aktiv ausüben , indem wir die Mediennutzung der Kinder inhaltlich und zeitlich gestalten und begrenzen. Aus seiner Erfahrung beim Aufbau der Beratungsstelle für Computerspielsucht berichtete Dr. Wehrmann, dass die Ausweitung von Mediennutzung auf Suchtniveau stets schleichend vor sich gehe und deshalb klare Grenzen nötig seien.

Mit dem Slogan „Analog ist das neue Bio“ warb er für die gezielte Schaffung von handyfreien (Zeit-)Räumen, um die Entwicklung von grundlegenden kognitiven Strukturen und kommunikativen Kompetenzen zu fördern. Die Schule als weitgehend handyfreien Ort zu gestalten, wie es die Gesamtlehrer*innenkonferenz an den St. Raphael- Schulen gerade getan hat, bezeichnete er als einen Schritt in die richtige Richtung. Weiterhin sei es wichtig, einen aktiven Umgang mit Konflikten zu fördern, um einer passiven Konfliktbewältigung durch Flucht in Soziale Netzwerke oder Spielwelten vorzubeugen. Gleichzeitig sei aber eine Begleitung bei der Mediennutzung erforderlich im Sinne der Bitte im Vaterunser „…und führe uns in der Versuchung…“.

Diese Meinung teilten die 70 anwesenden Eltern und begaben sich in von den Elternmedienmentorinnen moderierte, klassenweise Gespräche. Dort tauschten sie sich über erste Erfahrungen mit der Smartphone-Nutzung ihrer Kinder aus und berieten, wie sie eine gute Klassenkultur im Umgang mit Medien fördern können.

Z.B. stellten sie fest, dass bei Kindergeburtstagen viele Kinder mit ihren Smartphones beschäftigt sind, was zu Tränen beim Geburtstagskind oder Gästen ohne Smartphone führt. Oder dass ihr Kind sich genötigt fühlt, auf die recht sinnfreien Botschaften der WhatsApp-Gruppe schnellstmöglich zu antworten, denn „die anderen sind sonst sauer, wenn ich nicht antworte“. Diese und andere Themen wollen die Eltern wieder in ihre Klassenpflegschaften tragen und über die Elternmedienmentorinnen und die Schulsozialarbeit werden Impulse in den Schulentwicklungsprozess einfließen.

Clara Kerber, Schulsozialarbeiterin

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