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Die Hölle von Verdun – Eines der blutigsten Kapitel des Ersten Weltkriegs

Verdun ist eine Kleinstadt in Frankreich, welche für die Schlacht um Verdun im Jahr 1916 bekannt ist. Vor allem die hohen Verluste, die lange Dauer und der kaum veränderte Grenzverlauf prägten die Schlacht. Passend zu der Unterrichtseinheit „Erster Weltkrieg“ hat sich der Leistungskurs Geschichte der KS1 mit Matthias Kneller und Julia Link, welche kurzfristig für Stefanie Albrecht eingesprungen ist, auf den Weg nach Verdun gemacht.

Nachdem 1914 der Erste Weltkrieg ausgebrochen und 1916 noch kein Ende des Kriegs in Sicht war, wollte General von Falkenhayn mit der Operation „Gericht“ Verdun erobern, um Bewegung in den Stellungskrieg zu bekommen und nach dem Sieg bis nach Paris vorzudringen. Man glaubte, diese Operation schnell durchführen zu können, doch Frankreich hatte aus der Niederlage im deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1871 gelernt. Am 21. Februar 1916 griff die deutsche Armee mit einer Großoffensive an und in den ersten neun Stunden fielen zwei Millionen Granaten. Die neuartigen Waffen wie Giftgas, Flammenwerfer und Maschinengewehre gingen einher mit Mann-gegen-Mann-Kämpfen mit Spaten und Bajonetten. Täglich kam es zu 1 000 Toten und 1 350 Verwundeten, so dass am Ende 163 000 französische und 143 000 deutsche Soldaten gefallen waren und 216 000 Franzosen und 190 000 Deutsche verwundet wurden. Die acht Monate anhaltende Schlacht ist Symbol für die Ergebnislosigkeit des Stellungskrieges, wobei teilweise noch am selben Tag Stellungen zurückerobert wurden. Dazu kam eine teilweise anderthalb Meter tiefe Schlammschicht, in der Soldaten versanken. Die Landschaft war von Leichen und Blut übersäht, die nach einem Granateneinschlag verschwanden oder wieder hervorkamen. Dazu kam die schlechte Versorgung, so dass Soldaten Brot, in welches Stroh eingebacken wurde, aßen, ihren eigenen Urin tranken oder sich gegenseitig Schweiß ableckten.

Verdun wurde von Soldaten als „Menschenfresser“ und eine 300 Tage und 300 Nächte dauernde Hölle beschrieben, bei der sie sich fragten, warum sie geboren worden sind.

Am 14. Februar 2020 haben wir uns schon um 8 Uhr morgens am Werderplatz getroffen, bevor wir Richtung Verdun aufbrachen. Nach drei Stunden Busfahrt, sind wir in Metz angekommen. Dort haben wir einen kleinen Zwischenstopp inklusive einer Führung gemacht. Metz war Teil der Grenzstreitigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich und gehörte von 1871 bis 1918 zu dem Deutschen Kaiserreich. Die Geschichte von Metz geht aber viel weiter zurück, denn schon für die Römer wurde es nach der Eroberung im Jahr 52 vor Christus zu einer der wichtigsten und größten Städte. Nach einer kurzen Einführung in die Geschichte der Stadt, besichtigten wir die Kathedrale Saint-Étienne von Metz.

Nach einer Stunde Mittagspause fuhren wir weiter nach Verdun. Das Hostel befindet sich neben dem Friedenszentrum und ist somit auf einem Berg gelegen. Wir waren also oberhalb der Stadt und hatten eine wunderschöne Aussicht. Anschließend zeigte Herr Kneller uns noch die Stadt. Der gesamte Kurs war dabei der Meinung, dass Verdun einen verlassenen Eindruck machte und laut Herr Kneller sinkt die Einwohnerzahl alle zwei Jahre um 2000 Einwohner. Insgesamt kann man sagen, dass die Stadt von der Schlacht geprägt ist, obwohl sie nicht erobert wurde. Es sind viele Denkmale zu sehen, die an die gefallenen Franzosen und den Sieg dieser erinnern und auch Einschusslöcher waren zu erkennen. Abends gingen wir dann alle gemeinsam zu einem Italiener essen und genossen bei Pizza und Pasta den Abend.

Nach einem Frühstück mit Baguette und Croissants, fuhren wir am nächsten Morgen mit einem Bus zu den Schlachtfeldern außerhalb von Verdun. Alles war grün, bewaldet, die Vögel zwitscherten und die Sonne schien. Der Schein trog allerdings, denn vor etwas mehr als 100 Jahren glich dieser Abschnitt einer wie zu Beginn erwähnten schlammigen, blutgetränkten und mit Leichen übersäten Mondlandschaft. Die Krater von Granateneinschlägen, durch die acht von zehn Soldaten starben, sind auch heute noch deutlich zu sehen. Zuerst liefen wir zu den Gräbern von Verdun, welche sich vor dem Beinhaus in leuchtendem Weiß erheben. Die 16 000 Gräber sind gekennzeichnet mit Kreuzen für Christen, Grabsteinen für Juden und Muslime, wobei die Gräber der Moslems separiert zu den anderen stehen.
Anschließend besichtigten wir den Bajonettgraben, in dem einer Legende nach französische Soldaten von einer Granate in ihrem Schützengraben verschüttet worden sein sollen. Daraufhin sollen nur noch ihre Bajonette herausgeschaut haben.

Ungefähr 30 Minuten davon entfernt steht das Fort Douaumont, das größte Verteidigungsfort um Verdun. Schon wenige Tage nach der deutschen Offensive wurde das Fort von den Deutschen erobert und erst nach acht Monaten von Marokkanern zurückerobert. Wir hatten die Möglichkeit das Fort zu besichtigen und in die tropfenden, dunklen und kalten Tiefen des Forts vorzudringen, was es uns mehr oder weniger ermöglichte, die damaligen Lebensverhältnisse zu verstehen. Das Fort, welches von Soldaten auch Sargdeckel genannt wurde, hat zwei Untergeschosse, eine sechs Meter dicke Steindecke und ist für 800 Männer konzipiert worden. Teilweise lebten, beziehungsweise litten in diesem Fort bis zu 3500 Männer und Toiletten gab es erst ab 1917. Bekannt ist das Fort Douaumont für ein schreckliches Ereignis, bei dem mehrere hundert deutsche Soldaten im überfüllten Fort am 8. Mai 1916 umkamen. Nachdem sich Flammenwerferöl entzündet hatte, explodierte eine Munitionskammer und riss die Soldaten in den Tod. Aufgrund des unaufhörlichen Artilleriefeuers konnten nur wenige Männer außerhalb des Forts begraben werden. Deshalb wurden 679 Deutsche in eine Munitionskammer gebracht, welche danach zugemauert und zu dem Grab dieser Soldaten wurde.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es zurück zu dem Beinhaus. Wir durften den Glockenturm besteigen, um noch einmal das Ausmaß der 16 000 Gräber zu sehen. Daraufhin wurde uns ein Film zu Verdun gezeigt, der uns eine kleine Einführung in das Geschehen geben sollte. Besonders ergreifend war das Schlusszitat des Filmes: „Schaut, schaut uns an. Wir sind 20 bis 30. Wir sind Frankreich. Wir sind Deutschland. Wir sind das Leben.“ Die Symbolik dieses Satzes sollten wir erst danach verstehen. Das Beinhaus von Douaumont ist eine Grabstätte für die Gebeine von 130 000 gefallenen deutschen und französischen Soldaten, die man nicht identifizieren konnte. Während man in dem Beinhaus steht und Grabinschriften betrachtet, befindet man sich über den Gebeinen und danach kann man diese wie durch Kellerfenster anschauen. Dieses Bild führte zu einer sehr bedrückten und nachdenklichen Stimmung, denn die verschiedenen Schädel und Gebeine zu sehen, verdeutlichte noch einmal die Hölle von Verdun. Anschließend fuhren wir mit dem Bus zurück und aßen in getrennten Gruppen in verschiedenen Restaurants zu Abend.

Sonntags stand der Besuch der Zitadelle von Verdun auf dem Plan. Die Zitadelle bot den Franzosen Schutz für etwa 2000 Mann und wuchs zu einer unterirdischen Stadt mit Mühle, Bäckerei, Pulver- und Munitionslagern, Büros für den Generalstab, Schlafräumen und sogar Wasserleitungen. Beleuchtet wurden die bis zu vier Kilometer langen Gänge von einem Elektrizitätswerk. Die Zitadelle versorgte die Truppen an der Front mit Nahrung und Waffen. Die Zitadelle wurde nie bombardiert, spielte deswegen eine wichtige logistische Rolle im Ersten Weltkrieg und wurde zum Symbol des Widerstands. So wurden im September 1916 in der Zitadelle in Anwesenheit politischer und militärischer Autoritäten die ersten acht Ehrenmedaillen von Präsident Raymond Poincaré an Vertreter der Stadt Verdun überreicht. Heute ist Verdun mit 26 Medaillen die meist ausgezeichnete Stadt Frankreichs. Die Führung fand dort folgendermaßen statt: Man setzte sich zu neunt in einen Waggon und fuhr mit einem Audioguide durch die Zitadelle. So konnten wir das alltägliche Leben der Soldaten, die zur Front gingen oder von dieser zurückkamen, entdecken, indem wir durch Küche, Bäckerei, Krankenstation, Waffenlager und Speise- und Schlafraum fuhren.

Auch wurden wir in einer der Kasematten Zeugen der Zeremonie vom 10. November 1920, bei der die Särge sechs unbekannter Soldaten in der Zitadelle aufgebahrt wurden. Aus ihnen wurde dann in einer offiziellen Zeremonie der „unbekannte Soldat“ ausgewählt, der noch heute unter dem Arc de Triomphe in Paris beigesetzt ist. Im Anschluss konnten wir Ausstellungsstücke, wie zum Beispiel verschiedene Uniformen und Helme besichtigen. Nach einem Mittagessen in der Stadt, liefen wir um 15 Uhr in das Friedenszentrum von Verdun. Eine junge Deutsche, welche dort momentan einen Friedensdienst macht, hatte ein Programm zu dem Thema Frieden mit uns geplant. Wir teilten uns in verschiedene Gruppen auf, die sich mit den Themen Kalter Krieg, Europa und die UN und China und Russland beschäftigten. Dazu bekamen wir Informationen, die wir während unseres Besuchs bearbeiten durften. In dem Museum sind verschiedene Staatsgeschenke ausgestellt, die die französische Regierung dem Friedenszentrum übergeben hat, da sie kein Archiv besitzen und die Geschenke nicht aufbewahren dürfen. So kann man zum Beispiel Abhörgeräte aus dem Kalten Krieg betrachten. Anschließend sollten wir uns gemeinsam entscheiden, ob Begriffe wie Kapitalismus, Kommunismus, der Zweite Weltkrieg, das Ende des zweiten Weltkrieges, Blauhelme, die UN, Spionage und Terrorismus förderlich für den Frieden wären. Nach angeregten Diskussionen hatten wir abends Freizeit und genossen unseren letzten gemeinsamen Abend.

An unserem letzten Tag frühstückten wir alle gemeinsam um acht Uhr morgens, und fuhren zurück zu den Schlachtfeldern, um den letzten geschichtlichen Input dieses Wochenendes in einem Museum zu bekommen. Das „Mémorial de Verdun” ist ein sehr modernes und interaktives Museum, welches das Leid auf dem Schlachtfeld von Verdun gut veranschaulicht. Auf der unteren Etage sind verschiedene original Ausstellungsstücke zu sehen, die die Schlacht aus menschlicher Perspektive zeigen soll. Briefe von Soldaten, die Angehörigen von den Geschehnissen und ihrer Angst erzählen, werden vorgelesen. Zitate an der Wand zeugen von dem Elend. Vor allem Sätze wie „Mama, ich bin 20 Jahre alt und ich will nicht sterben“ oder „Mama, warum hast Du mich zur Welt gebracht? Warum muss ich solches miterleben?“ bestürzten uns. Nachgebaute Lkws erinnern an die „Voie sacrée”, den „Heiligen Weg“, der Nachschub an französischen Soldaten brachte. Abschließend kann man sagen, dass dieses Museum auf jeden Fall einen Besuch wert ist und anderthalb Stunden definitiv nicht für eine Besichtigung ausreichen. Gegen zwölf Uhr machten wir uns dann bedrückt auf den dreistündigen Heimweg. Einerseits weil uns die gesehenen Erlebnisse beschäftigten, aber auch weil unsere Exkursion somit zu einem Ende gekommen war.

Wir möchten uns bei Matthias Kneller für die Organisation und bei Julia Link für das Begleiten dieser Exkursion bedanken. Sie wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und wir werden hoffentlich nie vergessen, dass Verdun für ein Massensterben steht.

Text: Eva Hebestreit (KS1)
Fotos: Eva Hebestreit (KS1), Matthias Kneller

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